24.06.2013, Manizales, Kolumbien
Wir sind beide große Kaffeefreunde – bislang haben wir jedoch noch nie eine Kaffeeplantage aus nächster Nähe gesehen. Dies wollen wir nachholen, schließlich wird in Kolumbien hervorragender Kaffee produziert. Aus der Region „Eje Cafetero“ – ca. 4 (holprige & kurvige) Busstunden südlich von Medellín – sollen die besten Bohnen Kolumbiens stammen. Wir besuchen dort die Kaffeefarm „Hacienda Venecia“ – und erfahren viel neues über unser liebstes „Büroelixier“. Hervorragenden Kaffee verköstigen wir dort natürlich auch…
Kaffeeanbau
Gastgeber Jorge führt uns mit einer kleinen Gruppe über die Farm und schlaut uns auf. Wie beim Weinanbau spielen auch beim Kaffee viele Faktoren eine Rolle: Beschaffenheit des Bodens, Höhenlage, Klima uvm. Hier wird die Kaffeesorte „Arabica“ angebaut – diese Sorte gedeiht am Besten in Höhenlagen. Die Anbaugebiete in der Eje Cafetero liegen um die 3.000m ü.M..
Das Klima in Kolumbien unterscheidet sich stark gegenüber Europa – man kennt hier nur zwei Jahreszeiten: Regenzeit und Trockenzeit. Die Temperaturen bleiben über das Jahr weitgehend konstant. Dies bedeutet: es sind 3 – 4 Ernten pro Jahr möglich. Bedingt durch das gleichbleibende Klima hängen auf jedem Kaffeebaum Früchte unterschiedlichen Reifegrades. Im Gegensatz zu anderen Kaffeeanbaugebieten muß in Kolumbien also per Hand geerntet werden – nur die roten Früchte sind reif. Maschinen können dies nicht zuverlässig unterscheiden. Bis zu 300 Kaffeepflücker werden während des Ernteeinsatzes auf der Hacienda beschäftigt.
Kaffeeverarbeitung
Die Kaffeepflücker liefern die gepflückten Früchte an der Sammelstation der Hacienda ab. Um Premiumkaffee zu erhalten, müssen 100% reife Früchte ohne Insektenschaden herangezogen werden. Die Sortierung erfolgt ebenfalls manuell. Die Bezahlung der Arbeiter erfolgt abhängig vom Anteil der Premium-Bohnen an ihrem Ernteergebnis. Die besten Arbeiter erhalten so einen Lohn für eine 11-Stunden Schicht von ca. 8€.
Im weiteren Verlauf werden die Früchte maschinell geschält, gewaschen, gebürstet & anschließend getrocknet.
Am Schluss erfolgt der wichtigste Verarbeitungsschritt: die Röstung. Wir erfahren einiges über unterschiedliche Röstmethoden – und lernen anhand von Aromaessenzen die durch verschiedene Röstungen freiwerdenen Kaffee-Aromen zu beschreiben.
Kaffeegenuss
Der beste Kaffee Kolumbiens geht jedoch größtenteils in den Export. Die Einheimischen haben sich an eine (wenig aromatische) Variante „Tinto“ gewöhnt – die aus Bohnen niedriger Qualitätsstufe aufgebrüht wird. Generell finden Kolumbianer am typisch starken Geschmack eines italienischen Espressos wenig Freude. Doch auch hier stellt sich gerade ein Wandel ein – die kolumbianische Kaffeehauskette „Juan Valdez“ (im Besitz des Verbands der kolumbianischen Kaffeebauern) serviert Kaffee nach internationalen Standards und arbeitet an einer „Umorientierung“ des Geschmacks.
Übrigens: das „Juan Valdez“ Logo kennzeichnet auch den kolumbianischen Premium-Kaffee der in den Export geht.