06.-20.11.2013, Katete, Zambia
Wir erfahren durch andere Reisende über Tikondane, einem kleinen Gemeindezentrum in Zambia, in dem Unterstützungsprojekte wie u.a. Schulbildung für Kinder aus armen Familien, Ausbildung für Kleinbauern und AIDS-Betreuung laufen. Hier wird nicht auf eine große internationale Hilfsorganisation gesetzt, sondern auf Eigeninitiative. Motto: Helfen zur Selbsthilfe.
Während unseres Reisejahres haben wir oft darüber nachgedacht, als Freiwillige soziale Arbeit zu leisten. Einer der Hinderungsgründe bislang: die von den Hilfseinrichtungen geforderte Mindestverpflichtung für 3 Monate oder mehr. In „Tiko“ gibt es diese Beschränkung nicht: per Email antwortet man uns, das unsere Mitarbeit auch für einen Zeitraum von 2 Wochen herzlich willkommen ist.
Wieder die Schulbank drücken
Nach unserer Ankunft werden wir herzlich von Elke begrüßt, die Tikondane vor 14 Jahren gegründet hat.“Habt Ihr Lust Euch als Einsteig den Schulunterricht anzuschauen?“..An der Schule werden Kinder bis zur Klasse 7 unterrichtet. Es gibt in Zambia zwar flächendeckend staatliche Schulen – jedoch müssen Eltern Schulgeld sowie die Schuluniform bezahlen. Zuviel für die meisten Familien, die Zahl der Kinder rangiert oft zwischen 5 und 8. Die Arbeitslosenquote beträgt in Zambia über 80% (!!) – die meisten Menschen überleben als Kleinbauern – an Bargeld zu kommen ist extrem schwierig. Die Erträge der Landwirtschaft reichen gerade zum Überleben, wobei mehrmonatige Hungerperioden nicht nur in der Region von Katete regelmäßig vorkommen.
Die Schulklassen in Tiko sind für Europäische Verhältnisse sehr groß – bis zu 40 Kinder füllen den Klassenraum. Lehrer und Schüler freuen sich riesig über unsere Besuche: stolz zeigen die Kids ihre Schulhefte, die Lehrer wechseln spontan auf Englischunterricht um. Wir gehen getrennt in die Klassen, um nicht zu viel Aufregung zu erzeugen.
Schnell bemerken wir: durch die Größe der Klassen kommen schwache Schüler zu kurz. Manche Kids können in der 3ten Klasse noch nicht richtig lesen – die besseren Schüler flüstern vor. Das Altersspektrum in der 3. Klasse reicht von 8 bis 14 Jahren(!). Einen Vergleich mit europäischen Standards ist jedoch nicht angemessen: Kinder und Eltern sind sehr stolz und glücklich diese Möglichkeit der Schulbildung nutzen zu können.
Hilfe zur Selbsthilfe
Die Einheimischen verlassen sich hauptsächlich auf den Anbau von Mais. Tiko bringt den Leuten bei, sich nicht nur einseitig von einer Pflanze zu ernähren: z.B. durch Anlegen von Gemüsegarten (inkl. Kompostierung), Halten von Kaninchen oder Tauben. Zur Unterstützung gibt es eine finanzielle Starthilfe sowie Schulungen und „Rat vor Ort“.
Wir besuchen Doris, die wie viele andere als Teilzeitkraft im Gemeindezentrum arbeitet. Neben dem Feld hinter ihrem Haus hat sie die o.g. Tiko-Massnahmen umgesetzt. Wir sind jedoch aus einem anderen Grund beeindruckt: neben ihren eigenen 4 Kindern hat sie 17 (!!) Waisenkinder (zumeist aufgrund von AIDS) in ihrem Haus aufgenommen. Die Kids singen für uns zur Begrüßung Lieder und sagen Gedichte auf. In Afrika ist es üblich das auch die Gäste etwas zum Besten geben, also singen wir „Biene Maja“. Zwar nur auf Deutsch, aber die Freude ist dennoch groß.
Doris zaubert ein üppiges Mahl aus Maisbrei (Nshima – dem örtlichen Hauptnahrungsmittel), Reis, Hühnchen und gedünstetem Raps. Wir unterhalten uns noch lange mit Doris, Sohn Josh und Tochter Grace und haben die „Riesenfamilie“ sofort gern.
„Für den Volontär ist nichts zu schwer“
Möglichkeiten mitzuhelfen finden wir schnell. Tiko möchte einen Laden an der Durchgangsstraße eröffnen, um mehr Einkommen zu generieren. Sylvia entwirft & produziert Werbeplakate für die Produkte aus den Tiko-Werkstätten und kümmert sich mit um die Gestaltung des Shops. Um möglichst viele Kunden in den Laden zu bekommen, wird ein „Lockvogel“ gesucht. Süße Sachen stehen hoch im Kurs, Sylvia zeigt der Küchen-Crew wie man Caramel-Törtchen bäckt. Lecker – und vor allen Dingen preiswert mit regional verfügbaren Zutaten herzustellen.
Lutz gibt Excel-Schulungen für die Azubis („Interns“) des Tiko-Ausbildungsprogramms „Management for Non-Profit Organisations“. Da das Thema „Sparen“ in der Zukunft für Tiko noch wichtiger wird, bauen wir in der Excel-Schulung einen einfachen Kostenrechnungs-Rahmen auf. Weitere Computer-Schulungen und Aktivitäten wie Aufbau eines Internet-Cafés füllen die Zeit gut aus.
Durch Finanz-, Euro- und sonstige internationale Krisen ist es für Tiko in den letzten Jahren deutlich schwieriger geworden, an Spendengelder zu kommen. Elke: „Ich mache jedes Jahr eine mehrwöchige Tour durch Nordamerika & Europa um Spenden zu sammeln. 2014 werde ich das jedoch reduzieren: sowohl Institutionen als auch Privatleute haben kaum noch Geld für wohltätige Zwecke übrig“. Gemeinsam mit Tony (langjähriger Tiko-Freund und Vertreter eines Tiko-Förderkreises aus Sydney) halten wir einen Workshop mit den „Interns“ zum Thema „How Tiko can Survive“. Es kommen viele gute Ideen zusammen – jedoch ist allen klar: es wird nicht einfach werden…
Knapp 100 Leute sind direkt in „Tiko“ involviert, indirekt profitieren deutlich mehr Menschen vom Gemeindezentrum. Tiko-Bibliothekar Sonyezani (27J) ist ein Beispiel: „Ich bin der zweitälteste von 8 Geschwistern. Wir sind Waisen – ich bin für alle verantwortlich, denn ich bin der einzige unter uns, der einen Job hat.“
Kachipu Village
Auch das Leben eines Volontärs besteht nicht nur aus Arbeit: wir besuchen gemeinsam mit Tony das in der Nähe liegende Dorf Kachipu. Mit dem Ochsenkarren geht es 40 Minuten lang über Stock und Stein – eine der abenteuerlichsten Fahrten unseres Reisejahres.
Bei der Ankunft werden wir von einer Horde von Kindern begrüßt. Beim Spaziergang durch das Dorf werden es immer mehr – deutlich über 70. Die Kids sind nicht zu bremsen, wollen unbedingt an der Hand gehalten werden, „Flugzeugfliegen“ und um die Wette rennen. Für uns neu: um die Gunst unsere Finger zu halten, wurde teilweise gestritten. Immer wieder werden wir zu „Foto, Foto“ aufgefordert: die Kids haben einen Heidenspaß daran, sich selbst im Display der Kamera zu betrachten. Kameras oder sogar Spiegel sind in dieser Gegend rar.
Wir werden dem „Headman“ des Dorfes vorgestellt. Ein Großteil des Grundbesitzes in Zambia befindet sich im Besitz der Stämme. Wenn man z.B. ein Haus bauen möchte, muss eine Genehmigung vom Stammesvorsitzenden eingeholt werden. Anschließend bekommt man ein Grundstück kostenfrei zugewiesen. Den Kauf eines Grundstückes könnte sich ohnehin fast niemand leisten. Zur Orientierung: der Bau eines einfachen Ziegel-Hauses mit Betonfußboden und Blechdach kostet umgerechnet ca. 660€.
Spaß an der Freude
Tony findet, das neben den lebensnotwendigen Dingen auch „ab und an ein Highlight im Leben“ wichtig ist. Fast ausnahmslos haben die Einheimischen noch nie Elefanten, Zebras oder Giraffen gesehen! Wie viele afrikanische Länder ist Zambia zwar reich an Nationalparks, für die „Normalbevölkerung“ sind die hohen Eintritts- & Safaripreise jedoch absolut unbezahlbar.
Finanziert durch australische Sponsoren sowie durch das Flatdogs Camp können 25 Tiko-Schüler und Mitarbeiter für 2 Tage in den South Luangwa Nationalpark fahren. Entsprechend groß ist die Aufregung vor der Abfahrt, sowie das Leuchten der Augen bei der Rückkehr.
Obwohl wir „nur“ 2 Wochen vor Ort waren, wird an unserem letzten Tiko-Tag ein großes Abschiedsfest veranstaltet. Schulkinder führen Theaterstücke auf, der Tiko-Frauenchor singt für uns, es gibt mehrere Dankesreden. Am Schluss ergreifen wir (ergriffen) selbst das Wort. Tiko ist uns ans Herz gewachsen.
Bei der Selbsthilfe von Menschen ein Stück mitzuwirken und dabei Enthusiasmus und Herzlichkeit zu Ernten – das hat uns unwahrscheinlich viel Spaß gemacht.
PS: Da Tikondane aktuell besonders auf Spenden angewiesen ist: wer Interesse an einer Spende hat „die direkt ankommt“: es gibt sogar einen Deutschen Förderkreis inkl. Möglichkeit einer Spendenquittung.
Hi, splendid and nice, and wonderful pictures – love you!!!One correction only:
Euro 130 brings a mud hut, a proper hut with bricks and cement floor is at least 660 Euro, ok – just worked it out for Grace and the smallest little house with two rooms …
big big big big hug – thanks also for the costing – will report, as we now have tigris to help, till soon and – go safely Elke
Hallo Ihr Beiden,
ein sehr interessanter Bericht über Euer zweiwöchiger Entwicklungshilfeprojekt in Zambia. Die Fotos aus RSA, Namibia, Botswana sind auch top ( … im Game Drive erwischt die Löwen leichter .. :).
Wünsche einen schönen Ausklang der Jahresweltreise und eine gute Rückreise nach
Deutschland. “Have a safe trip home from your world tour back to good old Germany.”
Schöne Grüße, bye
Makku
10.12. Tag der Menschenrechte (ai). #
Hallo Leute,
wir danken sehr für die stimmungsvolle Postkarte aus Sambia. Die soziale Arbeit hört sich sehr interessant und inspirierend an. Wir zehren immer noch von den herrlichen Monaten in Shimla, das war 1995. Kontakte haben sich bis heute erhalten! Wenn Ihr meinen Rat hören wollt-bleibt noch ein wenig da, gereist seid Ihr das ganze Jahr! Bis Weihnachten! Till