01.05. – 18.05.2013, Rio de Janeiro, Brasilien
Ursprünglich ist Brasilien aus Kostengründen nicht auf unserer Route. „Rio?! Ihr könnt unmöglich nach Südamerika reisen, ohne Rio gesehen zu haben!“ – diesen Spruch hören wir sehr häufig, so das wir einen Umweg per Flugzeug in die Stadt machen. Die Entscheidung ist „goldrichtig“, die Stadt zieht uns sofort in ihren Bann. Die Menschen unterschiedlichster Hautfarben vor Ort versprühen ein vibrierendes Lebensgefühl, tropisches Flair trifft kosmopolitische Weltstadt, köstliches Essen und Samba – diese Kombination ist unschlagbar! Rio ist bislang der Städtehighlight unserer Reise…
Copacabana
Wir buchen für 1 Woche über airbnb ein Bed & Breakfast-Zimmer in einer Privatunterkunft in Copacabana. Wir dürfen Küche, Wohnzimmer, Balkon nutzen – haben also eine eine „richtige Wohnung“ zur Verfügung. Wir genießen es, nach monatelangem Aufenthalt in Hostel-Zimmern unsere Rucksäcke einmal vollständig auszupacken und uns „auszubreiten“. Unsere Gastgeberin Sonia ist supernett und sehr hilfsbereit. Wir bekommen von ihr viele „Insider-Tipps“ und weitere Infos.
Zum Copacabana-Strand sind es knappe 10 Minuten zu Fuß, Liegestühle & Sonnenschirm kann man zum fairen Kurs mieten. Wir genießen den Ausblick auf Meer, Zuckerhut und vorgelagerte Inseln. Hier ist auch unter der Woche immer etwas los, im Strandstuhl wird es nicht langweilig: Sonnenhungrige, Fußballspieler und Strandverkäufer sorgen für Abwechslung. Die Strandverkäufer liefern alles nötige direkt an den Liegestuhl: Getränke (Limonensaft, Mate-Tee, Milch aus jungen Kokosnüssen, vorzügliche Caipirinha) und Essen (gefüllte Teigtaschen, Shrimp-Spieße, frisch geröstete Erdnüsse). Wer möchte, kann sich zusätzlich mit Strandtüchern, Schmuck, Bikinis oder Sonnencreme eindecken. Neben Fußball und Volleyball ist die brasilianische Kombination aus beiden Sportarten „Footvolley“ alle paar Meter am Strand (meist spektakulär) zu beobachten.
Betonwelle
An den Stränden Rios herrscht fast immer ein starker Wellengang. Am Rande: während unseres Aufenthalts finden in Rio die „ASP Surfweltmeisterschaften“ statt. Am zweiten Strandtag wird Lutz beim Bodysurfing von einer ziemlich „harten“ Welle erwischt und bekommt dabei einen Schlag gegen das Bein, der „sich gewaschen hat“. Im Krankenhaus bekommen wir zunächst die Nachricht „keine Knochenbrüche“ – um genaueres zu sagen müssen wir uns jedoch 1 Woche gedulden, bis die Schwellung wieder abgeklungen ist. Lutz humpelt währenddessen mit Beinschiene durch Rio…dann die Diagnose: Bänderanriss im rechten Knie-Innenband & Nervenquetschung. Glück gehabt!!! Lutz muss sich keiner OP unterziehen, darf das Bein jedoch nur schonend belasten – für die nächsten 5 Wochen sind Trekking-Touren im Gelände also tabu.
Samba
Wir sind neugierig und möchten das „Samba-Gefühl“ erleben. Wir lassen uns Samba-Clubs mit Livemusik empfehlen, die bei Einheimischen beliebt sind. Aufgrund Lutz Wellenbekanntschaft können wir natürlich nicht selbst tanzen, jedoch wenigstens die Atmosphäre spüren. Besonders beeindruckt hat uns der Club „Rio Scenarium“. Der Club fungierte früher als Antiquitätengeschäft, die Inneneinrichtung gleicht einem Museum. An den Wänden hängen liebevoll arrangierte Dekorationen aus antiken Gegenständen: Musikinstrumente, alte Registrierkassen, Druckmaschinen, Heiligenstatuen, Schmuck, Porzellan…. Der Club geht über 3 Etagen, die über Treppen und einem uralten Aufzug verbunden sind.
Die Gäste sind schick herausgeputzt. Die Damen tanzen im kurzen Abendkleid und mit unglaublich hohen Stöckelschuhen. Die Tanzfläche ist gerappelt voll und es macht einfach Spaß den meist sehr gut tanzenden Gäste zuzuschauen. Einige der Amateurpaare würden in Europa vermutlich für Profis gehalten… Die Tanzenergie setzt Hitze frei… wir bestellen reichlich Kaltgetränke. Sylvia wagt ein paar Tanzschritte, Lutz muss „sitzen bleiben“ – und führt seine Orthopädie-Übungen unterm Tisch im Sambatakt durch.
Favelas & Armut
Die sozialen Gegensätze Südamerikas sind uns natürlich vorab bekannt, wenn man diese jedoch vor Augen gehalten bekommt, fühlt es sich einfach anders an. Auf der Fahrt vom Flughafen in die Innenstadt offenbart sich bereits das Ausmaß der Armut: geschätzte 1 Mio. Einwohner Rios leben in Elendsvierteln (Favelas). In direkter Nachbarschaft befinden sich oft „closed communites“ mit üppigen Apartmentkomplexen und Villen.
Als wir Rio wieder verlassen, können wir das Ausmaß noch besser erahnen: ungefähr eine Stunde lang passiert der Bus entlang der Schnellstraße die Elendsviertel – links und rechts sehen wir (illegal erbaute) windschiefe Backsteinbauten, oft ohne Fenster – das hier Menschen leben, kann man nur anhand von Planen oder Decken als Fensterersatz erkennen. Die Straßen sind oft nicht asphaltiert, sondern ähneln matschigen Feldwegen. Stellenweise liegen Müllberge herum.
In den Hügeln von Rio wohnt die Armut. Wir erfahren: in den letzten 10 Jahren hat sich einiges geändert, durch Straßenbau, Kanalisation und Polizeipräsenz gegen die „Druglords“ ist die Situation nicht mehr ganz so prekär. Die Armut & Perspektivlosigkeit bleibt jedoch.
Einige Reiseveranstalter bieten „Favela Tours“ an – obwohl andere Rucksackreisende uns positiv davon berichten, entscheiden wir uns gegen eine solche Besichtigung. Für uns würde sich dies zu sehr wie ein „Besuch im Zoo“ anfühlen: die Favela-Bewohner haben schließlich so gut wie keine Chance, den „Sprung raus aus der Armut“ zu schaffen.
Hallo aus Rio! Leider konnten wir nicht wiedertreffen nach Ilha Grande.
Viel Spass beim Reisen. Wo sind Ihr jetzt?
Hi Alvaro,
wir sind mittlerweile in Kolumbien!
Du kannst unter “Route” jeweils recht aktuell sehen wo wir uns gerade befinden. D.h. insofern wir eine vernünftige Internetverbindung haben – und die Seite aktualisieren können 🙂
Viele Grüße
Lutz
So good to see you! It’s a shame I was SO full of work that time, we almost couldn’t be together, but I see you have been to Carioca da Gema, is it right?? Did you like it?
I cannot read your blog because it is in German! 🙂
All the best!
Marcio
Hi Marcio,
yes quite a pitty it did not work out to meet up again.
We went to Carioca da Gema, it was very nice there. Rio Scenarium we liked a little bit more for the athmosphere…
You can read a translation of our blog when you click in the top right corner on “Translate”. Having a translation to English works best.
take care
Sylvia & Lutz
Hallo Ihr Zwei,
erstmal gute Besserung an Lutz. Geht es dir schon wieder besser?
Die Beiträge von Rio + Essen sind wirklich sehr toll! Schön dass ihr euch unterwegs noch zu dem Abstecher entschieden habt.
Ach so, Samstag, 08.06.2013, hab ich auch etwas von der Copacabana bekommen. Vielen Dank dafür!!!!
Anke + family
Hi Ihr 2,
inzwischen sind ja 5 Wochen verstrichen und ich hoffe, dass Lutz’ Knie gute Fortschritte gemacht hat und er die Reise ohne Schiene fortsetzten kann.
Ihr werdet es vielleicht nicht erfahren haben, aber in den letzten Tage gab es in Brasilien heftige Demonstrationen gegen die FiFa WM 2014, weil Millarden in Stadien investiert wurden und nicht in Bildung und dringend benötige Infrarstruktur. Vielen Menschen fehlt es am Nötigsten und der Staat haut’s raus… und dass in Zeiten eines abflachenden wirtschaftlichen Aufschwungs!
Man kann die Menschen nur zu gut verstehen – selbst bekannte Fußballspieler haben sich solidaisiert.
Also weiterhin gute Reise
Klaus
Hi Klaus,
Danke für die Nachfrage: “normale” Belastung des Beines bereitet schon keine Probleme mehr.
Neulich musste ich eine Wanderung jedoch abbrechen, als es schon eher Richtung “Klettern” ging.
Ein paar Wochen noch, dann bin ich vermutlich wieder bei 100%. (Ich liebäugele ja noch mit dem Trek nach Machu Picchu 😉
Da wir nur teilweise Internetversorgung haben & unsere Tage auch oft ziemlich ausgefüllt sind, verfolgen wir Nachrichten nur sporadisch.
Die aktuellen Proteste in Brasilien haben wir z.B. nicht mitbekommen.
In Rio haben wir jedoch den Unmut von einigen Menschen aus erster Hand mitbekommen. Von organisiertem Protest war im Mai jeodch noch nichts zu spüren.
Viele Grüße
Lutz