31.01.2013, Karnevalsumzug „Desfile des Llamadas“, Montevideo
In Montevideo dauert der Karneval einen ganzen Monat an. Ähnlich wie in Rio de Janeiro finden hier über mehrere Tage Karnevalsumzüge und Sambaveranstaltungen statt. Als Besonderheit gibt es Karneval-Theaterbühnen („Murgas“) in denen Politik und Zeitgeschehen (singend!) aufs Korn genommen werden. Stunksitzung lässt grüßen. Sind die Uruguayer jecker als die Rheinländer? Das wollten wir herausfinden…
Wir besuchen (unverkleidet) den Umzug der Einwohner afrikanischer Herkunft: den „Desfile des Llamadas“. Wörtlich bedeutet das: „Umzug der Rufenden (Sklaven)“. In dem Straßenumzug ziehen die „Comparsas“ (Karnevalsgruppen) mit Trommel- und Tanzgruppen durch die Viertel der schwarzen Bevölkerung.
Entlang des Zugwegs sind Holzstühle aufgereiht, die Plätze sind im Vorverkauf zu buchen. Wir suchen unsere Plätze frühzeitig auf und genießen unsere mitgebrachte Getränke. Straßenverkäufer sprühen Schaumspray, Popcorn und Chips werden an den Mann gebracht. Dann geht’s los: der Zooch kütt.
Strenge Abfolge
Die Comparsas bestehen sowohl aus farbigen Uruguayern als auch aus Weißen, die ihre Gesichter aus Solidarität für den Umzug schwarz färben. Die Art zu Trommeln wurde von westafrikanischen Sklaven nach Uruguay gebracht. Der Stil nennt sich hier „Candombe“ – und wird von Gruppen zwischen 30 und 50 Personen (ohrenbetäubend laut) gespielt.
Wir genießen das farbenfrohe Spektakel & die heißen Rhythmen. Jede der ca. 40 Karnevalstruppen folgt der gleichen Form: Fahnenträger schwingen enorm große Fahnen haarscharf über unsere Köpfe hinweg. Es folgen stolpernd-tanzende ältere Herren mit Zylinder & Rauschebart, eingehakt mit beleibten Damen im Rüschenkleid – hier werden die ehemaligen Sklavenbesitzer imitiert. Dazwischen mehrere Trupps von (mehr oder manchmal weniger gut tanzenden) Samba-Tänzerinnen. Den Abschluss bilden die aufwändig geschmückten „Prinzessinnen“ der jeweiligen Karnevalsgruppe – direkt solo-tanzend vor der Candombe-Gruppe.
Carnaval vs Fastelovend
Anders als im heimischen Karneval: lediglich die Akteure der Parade sind verkleidet. Das Publikum sitzt unverkleidet auf Tribünen & Stühlen oder steht auf den Balkons der umliegenden Häuser. Man bewegt sich nicht vom Fleck, sondern schaut zu und klatscht Beifall.
Schunkele, bütze, fiere – entlang des Zugwegs wie man’s von den Karnevalsumzügen im Rheinland kennt – gibt’s hier (leider) nicht. Erwähnt sei jedoch: hier ist beim Karneval nur sehr wenig Alkohol im Spiel. Der überwiegende Teil der Zuschauer trinkt Mate-Tee. Jedoch auch nüchtern betrachtet: wir sind sehr froh dieses Spektakel miterlebt zu haben!
Hey,
bin überrascht, dass der Karnevalsumzug abends im Dunkeln stattfindet und die Sambagruppen sich nicht besser inszenieren.
Wirkt auf mich sehr reglementiert und in recht engen Grenzen stattfindend.
Etwas mehr rheinischer Frohsinn wäre in Montevideo sicher kein Fehler (sagt der Karnevalsmuffel 2013).
Hallo Sylvie, Hallo Lutz,
Karneval in Voiswinkel war wie immer nit schlecht, Uruguay klingt ja interessant. Schaut Euch die Fussballstadien an, Uruguay war 2x Weltmeister. Trikots sehen nicht schlecht aus…
Vill Spass und Freud weiterhin
Till