14.01.2013 – Cabo Polonio, Uruguay
Cabo (=Kap) Polonio ist ein Naturreservat in der Nähe von La Paloma, in dem über 300 verschiedene Tierarten leben. Mitten drin befindet sich ebenfalls ein kleiner Ort, der von Künstlern und Aussteigern bevölkert wird. Wir sind neugierig und wollen einen Tagesausflug mit dem Bus unternehmen.
Die genauen Abfahrtzeiten waren leider nicht vorab herauszufinden, wir schätzten einfach anhand der zu fahrenden Kilometerzahl und Abfahrtzeit aus Montevideo den Busplan ab. Das funktionierte gut, den Busfahrten in Uruguay waren bislang auf die Minute pünktlich. Frühzeitig am Busterminal angekommen hatten wir Glück: es gab noch buchbare Sitzplätze für den Bus! Wenn man nicht rechtzeitig kommt, kann man die 2 Stunden Fahrt auch schon einmal stehend verbringen (zum gleichen Fahrpreis!).
Der Ort Cabo Polonio selbst ist nur mit geländegängigen Fahrzeugen zu erreichen. An der Bushaltestelle warten 4-Rad-angetriebene doppelstöckige Trucks auf uns und es geht nochmal 30 Minuten achterbahnartig über sehr sandige Wege durch das Naturschutzgebiet, anschließend über die Dünen bis zuletzt am Strand entlang zu dem eigentlichen Ort.
Entlang des Wegs flogen, uns vollkommen unbekannte Vögel mit langen spitzen Schwanz, vorbei und am Wegesrand schaute uns eine Eule zu. In Cabo Polonio gibt es keinen Strom, die notwendige Elektrizität liefern Generatoren. Die Häuser sind teilweise schön bunt angemalt, teilweise auch von innen sehr liebevoll dekoriert. Die Einwohner wirken so, als wenn sie sehr viel Zeit hätten , um sich kunstvollen Tätigkeiten zu widmen. Hauptbekleidung besteht hier aus Bikini, Badehose und Sarong. Wir sind einer der wenigen, die mit kurzer Hose und T-Shirt umherlaufen und ich komme mir underdressed vor. Leider finde ich an den paar Verkaufsständen, die uns wie in Punta del Diablo an Hippiemärkte erinnern, nichts um mein Kleidungsproblem zu lösen.
Wir fühlen uns hier von der ersten Minute an wohl und laufen gut gelaunt Richtung „Dort könnten Seelöwen sein“ über die Felsen am Meer entlang. Und dann sehen wir sie:
Unzählige Seelöwen auf einen Felsen am gleichen Ufer wie wir. Vergessen ist die heiße Sonne und unsere Immer-währende-Schattensehnsucht. Fasziniert staunen wir und können es selbst kaum glauben. So nah in freier Natur Seelöwen beim Sonnen zuschauen zu dürfen. Immer wieder entdecken wir noch bessere Beobachtungsposten mit noch besserer Sicht auf die Tiere. Zum Schutz gibt es ein Absperrungsband, so daß wir wissen, wie können bis dorthin gehen, ohne das Seelöwenleben zu stören. Was wir auch noch nicht kannten, war der Geruch: Erinnert ein wenig an altem Fisch mit strenger Tigernuance. Ich frag mich, ob Lutz nicht gerne das Gebrüll der Bullen für seine Musik aufgenommen hätte – garantiert.
Irgendwann lösen wir uns aus dem Bann und gehen über eine Wiese zurück zum Ort. Als dort dann eine 8-köpfige Sambaband barfüßig heiße Rhythmen spielt, während wir uns ein Bier gönnen, steigt die „Gefahr“ des mitreißen lassen und auf den Bus zu pfeifen, bedenklich. Diesmal jedoch siegte unsere anerzogene Vernunft und wir fahren pünktlich mit dem 4-Rad-Truck zur Bushaltestelle. Dort erscheint dann auch der Bus, der uns sicher und pünktlich „nach Hause“ brachte.