12.08. – 04.09.2013, Fidschi
Einige Male sitzen wir mit Einheimischen abends bei einer Kava-Zeremonie beisammen. Kava ist hier ein verbreitetes pflanzliches Genussmittel – und wird auf Fidschi häufig und anstelle von Alkohol getrunken. Die Kava-Zeremonie dient dem Austausch der Inselbewohner untereinander (ähnlich Stammtischrunden in Deutschland?). Wir fragen in den Runden: „Für uns ist dies hier das Paradies. Doch wie lebt es sich hier? Wie zufrieden seid Ihr?“ Eine der prägnanten Antworten: „Zu viele Militär-Putsche, zu viele Zyklone“. Für uns Anlass ein wenig hinter die Kulissen des Südseetraums zu blicken.
Blick hinter die Kulissen
Bereits vor unserer einjährigen Reise war uns bekannt, dass auf Fidschi eine Militärregierung an der Macht ist (Danke Till!). Da u.a. zum wiederholten Male keine freien Wahlen abgehalten wurden, wurde Fidschi 2009 von Großbritannien aus dem Commonwealth ausgeschlossen. Doch was bedeutet dies für die Einheimischen im Alltag?
„Korruption ist ein großes Problem“. „Die aktuelle Militärregierung scheint jedoch endlich in eine bessere Richtung zu steuern“ hören wir von einem der Resort-Eigentümer. Ansonsten ist man zu diesem Thema eher wortkarg. „Wir merken, dass die Touristen und auch Investoren aus diesem Grunde wegbleiben.“ Beispiel: seit einiger Zeit dreht Hollywood so gut wie keine Filme mehr auf Fidschi. „Langsam kommen jedoch die Bollywood-Produktionen zu uns“.
Das Militär hält sich zumindest in der Öffentlichkeit zurück – wir bemerken auch auf unseren Fahrten über die Hauptinsel keine Militär- oder stärkere Polizeipräsenz. Einen tieferen Einblick bekommen wir während der drei Wochen vor Ort jedoch nicht.
Jobsituation & Sturmschäden
Außerhalb des Tourismusbereichs gibt es kaum Arbeit auf Fidschi. Die meisten Familien leben als Selbstversorger, man ist froh wenn ein Familienmitglied als Guide oder als Angestellter in einem der Resorts arbeitet. Üblicher Stundenlohn in den Resorts ist umgerechnet zwischen 1€ – 1,30€. Wenn man bedenkt, dass viele Touristen zwischen 150€ und einem vielfachen davon pro Tag in den Hotels bezahlen….
Viele Fidschianer versuchen ihr Glück im Ausland: Neuseeland, Australien oder Kanada stehen als Ziele hoch im Kurs.
Bei Dorf-Besuchen können wir Wirbelsturm-Schäden sehen, die bereits ein dreiviertel Jahr alt sind. Die Gebäude und Hütten auf Fidschi sind in Leichtbauweise errichtet: man setzt darauf Sturmschäden anschließend rasch wieder zu reparieren. Die finanziellen Mittel für den Wiederaufbau von zerstörten Hütten fehlen jedoch an mancher Stelle – wir sehen das ein oder andere Zelt als Hilfsbehausung, gestiftet von Organisationen wie „Australia Aid“.
Hindu-Tempel, Kirchen, Moscheen
Wir sind überrascht, das fast 40% der Fidschianischen Bevölkerung indisch-stämmig ist („Indo-Fijian“). Wir freuen uns über leckere Curry-Gerichte, die mittlerweile auch mit zur fidschianischen Standard-Küche gehören. Die meisten der indisch-stämmigen Einwohner leben seit Generationen hier. Es gibt Hindi-Zeitungen und Radiosender – einige öffentliche Schilder sind auf Hindi verfasst. Neben Kirchen und Tempeln fallen uns viele Moscheen auf. Kultur-Mix ist hier schon lange Realität.
Ur-Fidschianer sprechen „Fijian“ – offiziellen Amtssprache sind außerdem Fischi-Hindi und Englisch. Auf den Straßen unterhalten sich Ur-Fidschianer und Indo-Fidschianer auf Englisch untereinander. Englisch fungiert als „Brückensprache“ – auch für Touristen ist dies angenehm, man wird überall verstanden.
Wie kommen die unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen miteinander aus?
Unser Taxifahrer ist Muslim und sagt „Wir leben auf Fidschi harmonisch zusammen. In unserer Nachbarschaft wohnen Fidschianer, Hindus und Muslime nebeneinander. Wir kommen gut miteinander klar – bei uns ist das nicht so wie in anderen Ländern wo die Religionen sich bekämpfen!“. Ähnliche Stimmen hören wir auch an anderer Stelle.
Auf dem Kunsthandwerk-Markt in Nadi raunt man uns jedoch zweimal zu „Kauft nicht bei Indern – die beuten uns Fidschianer nur aus“. Es ist sicherlich viel dran an der Harmonie – 100% ist anscheinend dennoch „zu schön um wahr zu sein“.