Amazonasbecken: am Rio de Madre Dios

26.07. – 29.07.2013, Reserva Nacional Tampobata, Perú
Nachdem wir in Brasilien und Kolumbien bei kurzen Exkursionen Gefallen an der Urwaldluft gefunden haben, wagen wir uns in Perú tiefer in den Regenwald des Amazonasbeckens vor. Das Naturschutzgebiet Tambopata befindet sich unweit der Grenzen zu Brasilien und Bolivien und besteht aus ca. 1.700km² unberührtem, dichtem tropischen Urwald. Hier existiert eine der größten Tier-Artenvielfalten weltweit – wir freuen uns sehr darauf Affen, Papageien, Reptilien & Co zu sehen. Da hier ebenfalls giftige Schlangen, Spinnen sowie das ein oder andere Raubtier heimisch sind, buchen wir eine Rundum-Betreuung durch einen erfahrenen Dschungel-Führer.

Frontier-Town
Wir fliegen von Cusco nach Puerto Maldonado. Der Ort wurde von einem gewissen Fitzcarrald (im Film Fitzcarraldo verkörpert durch Klaus Kinski) zur Zeit des Kautschuk-Booms gegründet – und versprüht noch heute die Eldorado-Atmosphäre eines improvisierten Dschungel-Geschäftszentrums. Nach kurzem Aufenthalt geht es Richtung Naturschutzgebiet. Auf dem Weg passieren wir wiederum endlos lange Reihen von Zelt- und Wellblech-Verschlägen: hier leben Menschen, die aus entlegenen Andendörfern auf der Suche nach dem Glück an den Amazonas gezogen sind – und dieses wohl leider immer noch suchen.

Der frühe Dschungelvogel fängt den Wurm
Der Wecker klingelt um 04.30h. Noch etwas benommen schieben wir die über unseren Betten hängenden Moskitonetze beiseite: um Tiere beobachten zu können, stehen wir gemeinsam mit dem Dschungel auf. Nach einem kurzem Frühstück folgen wir unserem Guide Michel auf die Fährte. Unsere kleine Gruppe besteht außer uns nur aus Remko & Luisa aus Leiden/NL: beste Voraussetzungen um die Natur zu beobachten. Zu dieser frühen Stunde erfüllt eine Vielzahl von (exotischen) Vogelrufen den Dschungel, diese vermischen sich zu einem riesigen, beeindruckenden Konzert. Wir balancieren über wackelige Brücken & steigen über umgestürzte Baumstämme, den Blick meist auf den Boden gerichtet, auch um nicht aus Versehen durch einen Tritt eine Schlange in Verlegenheit zu bringen. Michel lässt seinen Blick pausenlos umherschweifen. Plötzlich stoppt er und deutet in die Baumwipfel: eine Gruppe Tamarind-Affen ist unterwegs. Die Tiere fühlen sich entdeckt und stoppen für ein paar Sekunden und schauen neugierig zu uns herüber. Lutz freut sich in diesem Moment über den Kauf der neuen Systemkamera mit Tele-Objektiv.

Auf der Suche nach den „Wölfen der Flüsse“
Weiter geht es Richtung Cocochoa See – auf dem Weg stoßen wir auf frische Tapir- und Armadillo-Spuren. Die Tierbeobachtung in freier Wildbahn ist vom Glück abhängig (auch in Begleitung eines erfahrenen „Wildlife-Spotters“): leider bleibt es beim Spurenfund. Nachem wir mehrere grüne Papageien und Punk-artige Dschungel-Hühner (Hoaxis) in den Bäumen entdecken, gelangen wir an den See. Mit dem Kayak gehen wir auf die Suche nach dem hier lebenden Fluss-Otter (spanisch: „Lobo de Rios“ wörtlich: Wolf der Flüsse). Die Fahrt in praller Sonne lohnt sich: wir entdecken ein auftauchendes Otter-Paar bei der Jagd. Die Tiere zischen uns böse an – mit dieser Drohgebärde sollen wir aus ihrem Revier vertrieben werden. Wir leisten dieser Aufforderung Folge und machen uns wieder auf den Rückweg zur Lodge.

Nachtaktiv
An einem der folgenden Abende geht es nach Einbruch der Dunkelheit mit dem Motorboot über dem Rio de Madre Dios auf die Suche nach Caymanen. Dies gelingt überraschend einfach, da die Augen der Reptilien Rot im Schein der Bootslampe reflektieren. Michel beruhigt uns: Caymane sind für Menschen nicht gefährlich. Ein 3-Monate alter Baby-Cayman ist nicht schnell genug – und wird per Hand gefangen. Sylvia darf das Tier in der Hand halten – ein ganz besonderer Moment! Wir sind überrascht, das sich das Reptil sehr kalt anfühlt – doch dann fällt uns wieder ein: Caymane sind schließlich Kaltblüter!

Auf der Rückfahrt schaltet der Bootsführer den Motor aus. Vor der surrenden Geräuschkulisse des Dschungels blicken wir in den klaren südlichen Sternenhimmel. Keine Lichtquelle trübt den Blick. Wir treiben langsam über den Fluss, die Milchstraße zeigt uns ihre volle Pracht. Es fühlt sich ein bischen so an, als würden wir zu den Sternen reisen.

Explorers Inn Eco-Lodge
Unsere Lodge dient als Forschungs- und Lehrstation u.a. für die Universität Lima. Mehrere „Resident Naturalists“ erforschen Flora & Fauna mehrmonatig vor Ort – und mischen sich bei den Mahlzeiten unter die Lodge-Gäste. Auf diese lockere Weise erfahren wir viele Details aus der hiesigen Tier- und Pflanzenwelt. Highlight: wir dürfen den 43 Meter hohen Forschungsturm erklimmen, der zur Messung der Auswirkung von CO² auf den peruanischen Dschungel dient. Von der Plattform aus haben wir einen hervorragenden (und exklusiven) Blick auf die Baumwipfel – die teilweise den Turm noch überragen!

Indiana Jones?
Insgesamt sind wir erstaunt wie angenehm der Amazonas-Dschungel zur Trockenzeit ist. Morgens ist es im Schatten der Bäume so frisch, das eine Jacke oder Pullover zum Pflichtprogramm gehören. Die Mittagshitze ist auf den Lichtungen schwer auszuhalten – im Schutz der Bäume ist es angenehm kühl. Mücken sind jedoch reichlich vorhanden, das mitgebrachte DEET-Spray ist unabdingbar. Giftige Schlangen und Raubkatzen wie Jaguar, Puma & Co haben anscheinend mehr Respekt vor Menschen als umgekehrt: diesen Dschungelbewohnern sind wir (leider?) nicht begegnet. Wir halten einen erfahrenen Führer dennoch für unabdingbar! Filme a la „Indiana Jones“ geben wohl ein etwas übertriebenes Bild vom Urwald wieder…

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3 Antworten zu Amazonasbecken: am Rio de Madre Dios

  1. Daniel sagt:

    “Auf der Rückfahrt schaltet der Bootsführer den Motor aus. Vor der surrenden Geräuschkulisse des Dschungels blicken wir in den klaren südlichen Sternenhimmel. Keine Lichtquelle trübt den Blick. Wir treiben langsam über den Fluss, die Milchstraße zeigt uns ihre volle Pracht. Es fühlt sich ein bischen so an, als würden wir zu den Sternen reisen.”
    Wow. Gänsehaut.

  2. andreas und liz sagt:

    Hallo ihr beiden,

    immer, wenn wir euren blog lesen packt uns die lust zu reisen.
    aber der alltag hier hat uns fest im griff…
    ansonsten ist hier wahlkampf und heute abend rededuell zwischen merkel und steinbrueck.
    wir beide beneiden euch um eure entschleunigung und die tollen erfahrungen.
    ganz toll, dass es mit eurer patentochter so gut geklappt hat.
    da wir beide keine groszen schreiber sind, nur diese kurzen zeilen.
    wir verfolgen euren blog weiter und sind gespannt auf neue eindrücke.
    ich hätte an eurer stelle wahrscheinlich panik das programm nicht zu schaffen. aber das was ihr macht ist eben entschleunigt und dafür intensiv. besser so als um die welt zu hetzen in der angst etwas zu verpassen.
    wir sind auf neue eindrücke gespannt!

    gute reise

    liz und andreas

  3. imke sagt:

    hallo ihr zwei,
    wir schließen uns liz und andreas an das wir gespannt jeden artikel von euch lesen und auf die fortsetzung warten . wie ihr merkt sind wir auch nicht die großen schreiber.bei uns herrscht aber nicht nur wahlkampf ( die wahlunterlagen sind in arbeit) sondern die ferien sind zu ende .wir laufen um bücher zu kaufen und die ersten herbst wintersachen zu horten . ( heute bei 31 grad )
    im oktober ziehen wir dann um und wir sind am planen………………… genießt die zeit ohne stress
    lg imke mit dem rest vom cordsteam

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