Condore, Zuchtpferde & Käse auf der Hacienda Zuleta

29.06. – 03.07.2013, Zuleta, Ecuador
Drei Busstunden von Quito entfernt, liegt im ecuadorianischen Anden-Hochland der kleine Ort Zuleta – malerisch am Fuß von schneebedeckten Vulkanen. Hier arbeitet seit einiger Zeit unsere Freundin Sylvia auf einer (recht großen) Hacienda. Wir freuen uns darauf sie wiederzusehen und sind sehr gespannt auf das „Paradies“ das sie uns von dort aus beschreibt.

Fiesta San Juan
Die Welt ist klein: wir haben uns (im Januar!) auf „El Galope“ in Uruguay mit Sylvia angefreundet und sind während unserer Reise mit ihr in Kontakt geblieben. Das sie sich in Zuleta bereits sehr gut eingelebt hat, bemerken wir sofort: auf dem Weg kommt sie uns in traditioneller Kleidung der indigenen Dorfbewohner entgegen – gemeinsam mit einigen Arbeitskollegen. Am Tag unserer Ankunft findet nämlich das Fest zu Ehren des Heiligen Johannes (San Juan) statt. Das ganze Dorf ist auf den Beinen, überall erklingt Musik, Gesang & es wird stapfend im Kreis getanzt. Ähnlich wie zu Erntedank werden Lebensmittelgestecke aufgehängt. Wir merken: wir sind zur rechten Zeit am richtigen Ort und werden mit in das Treiben hineingezogen. Da Alkohol ebenfalls zum Feierritual gehört, bekommen wir (nicht nur) zur Begrüßung einige Schnäpse eingeschenkt.

Geschichtsträchtige Hacienda
Die Hacienda Zuleta kann ohne weiteres als „herrschaftliches Landgut“ bezeichnet werden. Alleine die Zufahrt ist 1km lang – die Geschichte des Anwesens reicht bis ins 16. Jhd. zurück. Eigentümer der jüngeren Geschichte war der ecuadorianische Präsident Galo Plaza Lasso. Landwirtschaft war eine seiner großen Leidenschaften, er war für einige wichtige Reformen in diesem Sektor verantwortlich. In den Herrenräumen der Hacienda (Bibliothek, Kaminzimmer, etc.) ist das gehobene Ambiente noch sehr gut zu spüren. Wir kommen uns mit unseren Travel-Klamotten etwas „underdressed“ vor, freuen uns jedoch sehr über die behagliche Kamin-Wärme – denn hier im Hochland ist es Abends recht kalt. Besonders zu schätzen wissen wir die Wärmflaschen, die wir allabendlich in unseren Betten vorfinden.

Wir werden direkt in das Leben der Hacienda integriert, übernachten im Quartier der Angestellten und essen gemeinsam mit ihnen. Wir bekommen so vieles über den Alltag und das Leben im ländlichen Ecuador mit. Wir erfahren z.B. das es vor Ort üblich ist, mit 14-16 Jahren Kinder zu bekommen. Man lebt in Großfamilien mit oft 15-25 Personen unter einem (kleinem) Dach. Da die kleinen Parzellen jedoch nur wenig abwerfen, zieht es den Nachwuchs der Landbevölkerung vielfach in die Stadt.

Condor-Projekt
Die Hacienda verfügt nicht nur über knapp 50 Pferde, Forellenteiche, eine Wurmfarm(!) und mehrere hundert Kühe, sondern führt als privates Tierschutzprojekt eine Condorschutzstation. In Ecuador ist der Condor fast vom Aussterben bedroht – dennoch werden diese riesigen Vögel (Spannweite bis zu 3m!) von Einheimischen aus Missverständnis gejagt. Die Schutzstation der Hacienda Zuleta nimmt verwundete bzw. gefangene Vögel auf. Es werden große Anstrengungen unternommen, um Nachwuchs zu züchten und diesen dann auszuwildern. Der französische Biologe Jan arbeitet gemeinsam mit einen Team von Freiwilligen am Condor-Projekt – und erklärt uns geduldig worauf es bei diesen Vögeln ankommt.

Käseproduktion
Der Käse aus eigener Herstellung ist eine echte Sensation für uns. In Südamerika ist Käse zwar sehr verbreitet – zu unserem Leidwesen wird jedoch hauptsächlich weicher Käse (ähnlich Feta) oder sehr junger, milder Schnittkäse gegessen. Alle anderen Varianten sind nur als teure Importware zu bekommen. Nach 6 Monaten Verzicht freuen wir uns wie die Schneekönige über Blauschimmel, Rohmilch- und reifen Schnittkäse aus der Käsemanufaktur der Hacienda. Vor ca. 50 Jahren wurde die Herstellung durch Galo Plaza Lasso mit Schweizer Hilfe gegründet.

Wie leider so oft beim Reisen: nach ein paar Tagen heißt es Abschied nehmen von Sylvia und der Hacienda-Crew – nicht ohne jedoch ein paar ordentliche Käsestücke für den Travel-Proviant einzukaufen.

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Eine Antwort zu Condore, Zuchtpferde & Käse auf der Hacienda Zuleta

  1. Sylvie sagt:

    Hallo ihr beiden,

    super schöner Bericht!!! Hab mich sehr gefreut, so schönes über mein aktuelles Zuhause die Hacienda zu lesen. Und es war super toll, dass ihr mich besucht habt. Gerade noch zu San Juan, das war schon sehr speziell. Schön, dass ihr mit dabei wart.

    Kompliment auch zu den Bildern, die sind richtig schön geworden. Und Lutz, ich hab ja gar nicht mitbekommen, wann du immer den Auslöser gedrückt hast. 🙂 Euch noch eine schöne Reise, seid ihr schon in Afrika???

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