Asado: sind die Argentinier „Weltmeister“ im Grillen?

Kochen gehört zu meinen Leidenschaften – trotzdem hat mich das Thema Grillen bislang nur „für den einfachen Hausgebrauch“ beschäftigt: Grill an, Grillgut aufgelegt, nach 20 Minuten kann gegessen werden. Auf unserer Reise durch Argentinien schmecken wir an jeder Ecke enorme Unterschiede. Wir essen so häufig Fleisch wie nie zuvor. Mir fallen die Worte meines Vaters von „anno dazumal“ wieder ein: „Die Argentinier sind wahre Meister im Grillen. So gut bekommen wir das nicht hin.“. Übertreibung oder Tatsache? Vegetarier bitte nicht weiterlesen…

Glückliche Rinder = Geschmacksunterschied
Kurz nach unserer Ankunft in Buenos Aires stelle ich beim Verzehr meines ersten „Bife de Chorizo“ (Sirloin-Steak) fest, dass Qualität und Geschmack locker an Premium-Steakrestaurants in Düsseldorf heranreicht, wenn nicht eher übertrifft. Preis inkl. Beilagen in Buenos Aires jedoch nur ca. 12€.

Bei unserer Fahrt durch die Pampas Argentiniens und Uruguays erkennen wir schnell den Grund für die Fleischqualität: die Rinder haben auf den Weiden verschwenderisch viel Platz – und werden fast ganzjährig draußen gehalten. D.h. der hiesige Grünfutter-Speiseplan sowie ständig frischer Wind um die Nase machen einen enormen Unterschied gegenüber deutschen Stallrindern auf Silofutter-Diät aus.

Zubereitung
Ein argentinisches „Asado“ ist eigentlich denkbar einfach:

  • Man nimmt sich viel Zeit. Bis das Feuer „grill-bereit“ ist, vergehen mindestens 1,5 Stunden. Grillanzünder oder gar Brennspiritus sind unbekannt(!).
  • Das Fleisch wird vor dem Grillen etwas gesalzen. Pfeffer oder gar Marinaden sind verpönt.
  • Das Grillgut wird an der heißesten Stelle des Grills von beiden Seiten kurz versiegelt. Anschließend bleibt das Fleisch ca. 2 Stunden(!) an einer „lauwarmen“ Stelle liegen. Die verwendeten Grillgitter sind vergleichsweise groß – um Platz für unterschiedliche Schichtungen von Holzkohle (und damit verschiedene Hitzestufen) zu haben.
  • Der Grillprofi (Asador) erkennt per Druck mit der Zange aus „dem Gefühl heraus“ wann das Fleischstück perfekt zubereitet ist. Einschneiden ist verpönt. Dies ist ohne Zweifel der schwierigste Teil – und braucht laut Auskunft „viel Erfahrung“.
  • Meistens wird „Medium“ gegessen (a punto), d.h.: eine etwas salzige, leicht karamellisierte, knusprige Kruste. Das Fleisch ist innen zart und saftig.

Klingt doch ein wenig nach (Grill-)Weltmeister, oder?

Qual der Wahl: verschiedene Fleischstücke
Ein Besuch in einer Parilla (Grillrestaurant) kann schnell zur Überforderung führen. Neben verschiedenen Wurstsorten stehen mindestens 10 verschiedene Stücke des Rinds auf der Speisekarte. Außer den auch bei uns bekannten „Cuts“ wie Tenderloin, Rump Steak, Rib Eye etc. kann man oft auch Flanke, Rippen, Nieren, Hoden bestellen. Echte Gauchos essen angeblich nur die dünnen Rippenstreifen – die mit viel Fett besetzt sind. Große Portionen gehören zum guten Ton – 400g Stücke sind in Parillas der Standard. Leider beobachten wir häufig, das Gäste die servierte Menge nicht schaffen – es wird vieles weggeschmissen.

Die grillende Gesellschaft
Neben der Nahrungsaufnahme spielt das Grillen in Argentinien eine wichtige soziale Rolle: viele Großfamilien treffen sich einmal in der Woche zum Grill-Ritual. Viel Zeit und Ruhe ist der Schlüssel. Die Vorbereitungen dauern stundenlang, man trifft und unterhält sich, trinkt ein Glas Rotwein. Keinen Zugang zu Grillmöglichkeiten zu haben, ist für Argentinier undenkbar. Auch auf Reisen bieten Hotels, Hostels und Campingplätze selbstverständlich eine Feuerstelle auf dem Dach, im Hof oder im Fall der Campingplätze eine private Feuerstelle pro Stellplatz.

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2 Antworten zu Asado: sind die Argentinier „Weltmeister“ im Grillen?

  1. Till sagt:

    Hallo Lutz und SYlvie,
    das schwer verdauliche und zu reichlich genossene Fleisch in der Magengegend soll der Grund sein für die Melancholie des Argentiniers. Auch hier ist die Grillsaison eröffnet, Fussballsaison leider fast vorbei.

    Bes demnächst im Internet

    Till

  2. alicia sagt:

    Hola chicos:

    Hacia tiempo que no entraba en vuestra web y cuando de repente lo hago me encuentro con unos trozos de carne que incluso ahora mismo (las 10:10 de la mañana) me atrevería a comer. ¡Qué deleite para la vista!. Yo tampoco sabría que elegir. ¡Qué dilema!.

    Besos
    Alicia

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