Buchstabenlehre im Nationalpark “Torres de Paine”

08.03. – 10.03.2013, Torres de Paine, Chile, südpatagonische Anden

Der Parque Nacional Torres de Paine ist einer der weltweit bekanntesten Trekking-“Hochburgen“. Riesige Gletscher, bizarre Granitspitzen, vom Eis zerfräste Täler – die Bilder aus dieser Region sind in jedem Bildband über Patagonien ganz weit vorne zu finden.

Die nächste Ortschaft Puerto Natales ist 2 Autostunden entfernt – Wanderungen im Nationalpark unternimmt man also entweder mit Zelt & Schlafsack – oder man sucht in einer der Berghütten Unterschlupf. Am Vorabend entscheiden wir kurzfristig, das Sylvia aufgrund einer fortschreitenden Erkältung besser im Ort bleibt. Das Wetter für die nächsten Tage wurde als „wechselhaft regnerisch“ angekündigt & die meisten der mehrstündigen Touren gelten als anstrengend. Wir gehen „auf Nummer sicher“ – daher ist Lutz alleine im Wanderparadies unterwegs – und schreibt den Rest dieses Artikels in der „Ich-Form“.

Buchstabenlehre
Der Park bietet mehrere Wanderwege – die nach ihrer Form bezeichnet werden. Schon im Bus auf dem Weg zum Park wird gefachsimpelt: Profis gehen den Rundkurs (das „O“) – ausgestattet mit Marschgepäck & Verpflegung für 7-9 Tage. Der klassische Weg entlang der Highlights der Parks bildet die „W“-Form. Dauer: 4-5 Tage. Da ich nur 3 Tage Zeit habe, tanze ich aus der Reihe und beschneide das „W“ zu einem „F“. Klar das die Trekking-Freaks im Bus mich ab sofort nicht mehr ernst nehmen.

Ich habe Schlafplätze in Berghütten reserviert, bin also nur mit leichtem Tagesgepäck unterwegs und komme rasch voran. Die Trekking-Profis aus dem Bus lasse ich schnell hinter mir zurück. Mit ihren riesigen Rucksäcken wirken sie so, als würden sie ameisenartig das Mehrfache ihres eigenen Körpergewichts stemmen.

Wandersmanns Lohn
Die Strecke am ersten Tag lege ich recht ambitioniert zurück. Für den ausgerechneten Weg bleiben mir nur 2 Stunden Puffer bis Sonnenuntergang. Regen und Wind machen die Wanderung etwas beschwerlich – die Gewissheit Abends ein warmes Bett im „Refugio“ (Berghütte) vorzufinden, hält mich jedoch bei Laune. Die namensgebenden Granitfelsen („Los Torres del Paine“) sind bei meiner Ankunft zu 1/3 von Wolken verhangen. Macht nichts, der Weg ist das Ziel.

Auf dem Rückweg lerne ich Chris und Rebecca aus UK kennen. Die beiden sind IT-Consultants – und 6 Monate auf „sabbatical leave“ unterwegs. Wir haben die gleiche Berghütte als Ziel – und tauschen uns Abends beim verdienten Bier intensiv über unsere Jobs aus – eine nette Abwechslung. Der Abend wird lang.

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Am nächsten Morgen lockt strahlender Sonnenschein auf den Wanderweg. Der Weg zur nächsten Hütte hat „nur“ 300 Höhenmeter über 11km. Ich lasse mir also Zeit und genieße den Blick auf die Bergseen mit Flamingos (leider zu weit entfernt für ein Foto). Des weiteren begegnet mir wieder ein Gürteltier (Pinchu), Kondore und mehrere Herden von wild grasenden Pferden – denn Zäune sind im Nationalpark unbekannt.


Videos: kurze Rundblicke während der Wanderung. Ohne Ton – außer Windgeräuschen gibt’s nichts zu hören 😉

Hüttenzauber
Die nächste Hütte ist etwas einfacherer ausgestattet – dafür belegt mit Wandervolk aus aller Welt. Ich teile das Zimmer mit Darren (Irland), Patrick (Österreich) und Rhys (Sydney). Die chilenische Berghütten-Crew ist in Feierlaune – und versorgt uns auch nach „Barschluss“ um 22h noch bis tief in die Nacht mit (überraschend gutem) chilenischem Tetra-Pack Wein.

Der Start am nächsten Tag ist naturgemäß etwas schwierig. Zudem rangiert das Wetter wieder von bewölkt über „stark windig“ bis „Horizontalregen“. Durch die Nähe zu den Gletschern wechselt die Wetterlage im 30-Minuten-Takt. Nachmittags bekomme ich noch einige sehr schöne Blicke auf das Bergpanorama – als Bonbon „zum Schluss“.

Für die 8-stündige letzte Etappe bleibt mir keine Zeit zum Trödeln – um rechtzeitig die Bergsee-Fähre und den Bus zurück zum Ort Puerto Natales zu erreichen. Alles geht gut und es bleibt nach der ersehnten Dusche noch etwas Zeit, um Sylvia von meiner abenteuerlichen Wandertour zu berichten.

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2 Antworten zu Buchstabenlehre im Nationalpark “Torres de Paine”

  1. Klaus sagt:

    Hey Lutz,
    sportlich , sportlich, wusste garnicht, dass ein kleiner Alpinist in Dir schlummert oder handelt es sich in Deinem speziellen Fall um einen Andenist ?
    Schade, dass Sylvia Dich nicht begleiten konnte
    Die Landschaft ist beeindruckend, vielleicht sollten wir nach Eurer Rückkehr mal ein gemeinsames Wanderwochenende in den Alpen verbringen!

    Liebe Grüße Klaus

  2. Jens & Family sagt:

    Hi Lutz,
    schien ja ne zünftige eisige Tour gewesen zu sein,
    Bergwandern + TetraPak Vino mit den Gürteltieren !
    … 3 Tage alleine gelaufen , Respekt!
    grüße,
    Jens & Family

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